ADHS-Mythos: «ADHS wächst sich aus» 

ADHS-Mythos: «ADHS wächst sich aus» 

Mythos vs. Realität: ADHS wächst sich nicht aus

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass sich die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Laufe des Lebens «auswächst» und die Symptome automatisch verschwinden. Doch die Wissenschaft sagt etwas anderes!

Faktenlage: Studien zeigen, dass etwa 60% bis 70% der Kinder mit ADHS auch im Erwachsenenalter noch Symptome haben. Diese können sich zwar verändern, aber sie verschwinden nicht einfach. Erwachsene mit ADHS kämpfen oft mit Problemen wie Organisationsschwierigkeiten, Impulsivität und Konzentrationsstörungen – genau wie in ihrer Kindheit.

Was heisst das?: ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die das gesamte Leben beeinflussen kann. Frühe Diagnose und eine anhaltende Unterstützung sind entscheidend, um Betroffenen zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und ein erfülltes Leben zu führen.

Ich habe beobachtet, dass Erwachsene mit einer ADHS im Vergleich zu ihrer Schulzeit und Ausbildung über eine deutlich grössere Autonomie bei der Wahl ihrer Arbeitsumgebung, ihres Lebensumfelds, ihrer sozialen Kontakte und ihrer Freizeitaktivitäten verfügen. Diese erhöhte Selbstbestimmung ermöglicht es ihnen, sich gezielt Umgebungen auszuwählen, in denen sie sich wohlfühlen. Dadurch verringert sich die Häufigkeit negativer Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrer ADHS-Symptomatik erheblich. Diese Entwicklung könnte fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass sich die ADHS «auswächst». Vielmehr führt die bessere Nutzung ihrer Ressourcen und Möglichkeiten zu einer gesteigerten Lebenszufriedenheit und einer geringeren Beeinträchtigung ihres täglichen Lebens durch die ADHS.

Interessiert an noch mehr Fakten über die ADHS? Diese gibt es auf der Homepage der «ADHD World Federation» https://www.adhd-federation.org und in meinem ADHS-padlet: https://padlet.com/werner_krammel/ads_adhs 

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Barkley, R. A., Fischer, M., Smallish, L., & Fletcher, K. (2002). “The Persistence of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Into Young Adulthood as a Function of Reporting Source and Definition of Disorder.” Journal of Abnormal Psychology, 111(2), 279–289. https://doi.org/10.1037/0021-843X.111.2.279

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Sibley, M. H., Swanson, J. M., Arnold, L. E., Hechtman, L. T., Owens, E. B., Stehli, A., … & Molina, B. S. G. (2017). “Defining ADHD Remission in Adults: Discrepancies across Symptom Self-Reports, Relatives’ Reports, and Functional Outcomes.” Journal of Abnormal Psychology, 126(2), 168–181. https://doi.org/10.1037/abn0000246