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Was gibt es neues im Bereich der Psychologie, der Forschung über ADHS und ASS, der psychischen Gesundheit und des Lernens und der Ausbildung? In diesem Blog sammle ich Artikel über diese Themen.

aus der Forschung: ADHS erhöht das Suizidrisiko

10.09.2024: anlässlich des heutigen Welttags der Suizidprävention:

ADHS erhöht das Suizidrisiko

Eine australische Studie, veröffentlicht 2024, untersuchte 5'107 Kinder, und den Einfluss von ADHS auf das Suizidrisiko.

Die Studie zeigt, dass Kinder mit einer ADHS im Alter von 10 Jahren ein höheres Suizidrisiko (11-fach) und deutlich höheres Risiko für Selbstverletzungen (25-fach) im Alter von 14 Jahren haben, gegenüber nicht ADHS-Betroffenen. Jungen sind stärker betroffen als Mädchen. Depressionen und Mobbing verstärken das Risiko zusätzlich.

  • Die frühzeitige Diagnose und Behandlung von ADHS, sowie gezielte Präventionsstrategien gegen Depressionen und Mobbing, sind entscheidend, um Suizidgedanken und Selbstverletzungen zu verhindern.

Wie finde ich Unterstützung bei ADHS?

Nichts tun ist immer falsch!

Aus der Forschung: ADHS-Medikamente kann Sterblichkeitsrate reduzieren

Eine schwedische Studie (veröffentlicht im JAMA Network) zeigt, dass die medikamentöse Behandlung von ADHS die Sterblichkeitsrate signifikant senken kann.

Die Studie untersuchte fast 150.000 Personen mit ADHS und fand heraus, dass diejenigen, die innerhalb von drei Monaten nach der Diagnose Medikamente einnahmen, ein geringeres Sterblichkeitsrisiko hatten. Besonders auffällig war die Reduktion von Todesfällen durch unnatürliche Ursachen wie Unfälle und Suizid.

Dies unterstreicht die Bedeutung einer rechtzeitigen Diagnose und Behandlung von ADHS, nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität, sondern auch zur Verlängerung der Lebensdauer.

Psychologie Heute: «Mythos Generationen: Eine kritische Betrachtung»

Die Einteilung in «Millennials», «Gen Z» und «Boomer» ist willkürlich und dient oft kommerziellen Interessen. Hannes Zacher kritisiert in einem Blog von «Psychologie Heute», dass diese Kategorien weder theoretisch fundiert noch methodisch nachweisbar sind. Studien zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen den sogenannten Generationen. Stattdessen entstehen Stereotype, die zu umgekehrter Altersdiskriminierung führen können.

Was ist die Alternative?
Wir sollten uns auf individuelle Unterschiede und gemeinsame Wünsche wie Autonomie und gute Beziehungen konzentrieren. Der vermeintliche Fachkräftemangel resultiert nicht aus «Arbeitsunlust» der Jugend, sondern aus besseren Verhandlungspositionen.

Lasst uns den Fokus auf das legen, was wirklich zählt:
-> Einzigartigkeit und
-> Entwicklungspotenzial jedes Einzelnen.

Link zum ganzen Artikel (Psychologie Heute): https://www.psychologie-heute.de/gesellschaft/artikel-detailansicht/43503-generationen-werden-erfund...

Link zu einem thematisch ähnlichen Artikel (Republik: Sie glauben, Boomer haben die Welt zerstört und Gen Z ist faul? Generationen-Labels liefern viele Schlagzeilen – aber das ist auch das Einzige, worauf man sich dabei verlassen kann.): https://www.republik.ch/2024/06/24/besser-wissen-sie-glauben-boomer-haben-die-welt-zerstoert-und-gen...

#GenerationenMythos #Einzigartigkeit #HannesZacher #Arbeitswelt #ZukunftDerArbeit

Behandlung von ADHS kann auch depressive Symptome verbessern!

Aus der Forschung:
Behandlung von ADHS kann auch depressive Symptome verbessern!

-> Neue Studie zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen!
Eine retrospektive Überprüfung von Krankheitsakten hat einen spannendes Einblick geliefert: Behandlung von ADHS könnte auch depressive Symptome verbessern!

In einer Untersuchung wurden Erwachsene mit ADHS behandelt, ohne direkt auf ihre Depression einzugehen. Stattdessen konzentrierte sich die Behandlung auf die ADHS mit einer Kombination aus Medikamenten und psychotherapeutischen Interventionen.

  • Nach drei Monaten zeigten viele Patienten eine Verbesserung sowohl ihrer ADHS- als auch ihrer depressiven Symptome! ????????
  • 7️⃣5️⃣% der Patienten hatten eine Verbesserung der ADHS-Symptome, und mehr als die Hälfte erlebte eine Verbesserung der depressiven Symptome. 

Diese Erkenntnis ist vielleicht nicht verwunderlich, aber wichtig:
  • einer Depression kann eine ADHS zugrunde liegen
  • eine Behandlung der ADHS kann somit die Ursache und nicht «nur» die Folgen angehen

Link zur Studie: https://assets.cureus.com/uploads/original_article/pdf/211870/20240402-28676-p2w0xv.pdf

ADHS-Mythos: «ADHS wächst sich aus» 

Mythos vs. Realität: ADHS wächst sich nicht aus

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass sich die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Laufe des Lebens «auswächst» und die Symptome automatisch verschwinden. Doch die Wissenschaft sagt etwas anderes!

Faktenlage: Studien zeigen, dass etwa 60% bis 70% der Kinder mit ADHS auch im Erwachsenenalter noch Symptome haben. Diese können sich zwar verändern, aber sie verschwinden nicht einfach. Erwachsene mit ADHS kämpfen oft mit Problemen wie Organisationsschwierigkeiten, Impulsivität und Konzentrationsstörungen – genau wie in ihrer Kindheit.

Was heisst das?: ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die das gesamte Leben beeinflussen kann. Frühe Diagnose und eine anhaltende Unterstützung sind entscheidend, um Betroffenen zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und ein erfülltes Leben zu führen.

Ich habe beobachtet, dass Erwachsene mit einer ADHS im Vergleich zu ihrer Schulzeit und Ausbildung über eine deutlich grössere Autonomie bei der Wahl ihrer Arbeitsumgebung, ihres Lebensumfelds, ihrer sozialen Kontakte und ihrer Freizeitaktivitäten verfügen. Diese erhöhte Selbstbestimmung ermöglicht es ihnen, sich gezielt Umgebungen auszuwählen, in denen sie sich wohlfühlen. Dadurch verringert sich die Häufigkeit negativer Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrer ADHS-Symptomatik erheblich. Diese Entwicklung könnte fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass sich die ADHS «auswächst». Vielmehr führt die bessere Nutzung ihrer Ressourcen und Möglichkeiten zu einer gesteigerten Lebenszufriedenheit und einer geringeren Beeinträchtigung ihres täglichen Lebens durch die ADHS.

Interessiert an noch mehr Fakten über die ADHS? Diese gibt es auf der Homepage der «ADHD World Federation» https://www.adhd-federation.org und in meinem ADHS-padlet: https://padlet.com/werner_krammel/ads_adhs 

#ADHS #Neurologie #Fakten #MentalHealth #LifelongSupport

Barkley, R. A., Fischer, M., Smallish, L., & Fletcher, K. (2002). “The Persistence of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Into Young Adulthood as a Function of Reporting Source and Definition of Disorder.” Journal of Abnormal Psychology, 111(2), 279–289. https://doi.org/10.1037/0021-843X.111.2.279

Kooij, J. J. S., Bijlenga, D., Salerno, L., Jaeschke, R., Bitter, I., Balázs, J., … & Asherson, P. (2019). “Updated European Consensus Statement on Diagnosis and Treatment of Adult ADHD.” European Psychiatry, 56, 14-34. https://doi.org/10.1016/j.eurpsy.2018.11.001

Sibley, M. H., Swanson, J. M., Arnold, L. E., Hechtman, L. T., Owens, E. B., Stehli, A., … & Molina, B. S. G. (2017). “Defining ADHD Remission in Adults: Discrepancies across Symptom Self-Reports, Relatives’ Reports, and Functional Outcomes.” Journal of Abnormal Psychology, 126(2), 168–181. https://doi.org/10.1037/abn0000246